Schätzungsmethoden

Bei einer Schätzung geht es um eine Vorhersage von Zeit-, Arbeitskräften und -mitteln sowie des Kostenaufwands für einen bestimmten Arbeitsauftrag. Dabei kann es sich von einer übergeordneten Schätzung eines Projekts in einem Programm bis hin zu einer detaillierten Schätzung von einzelnen Aktivitäten innerhalb eines Arbeitspaketes handeln.

Fast alle Schätzungen durchlaufen zwei Phasen: von oben nach unten (Top-down) und von unten nach oben (Bottom-up).

In der Anfangsphase eines Projekts oder Programms stehen nur ungefähre Schätzungen auf Grund von begrenzten bzw. unsicheren Informationen zur Verfügung. In dem Masse, in dem Arbeitspaket im Laufe des Projektfortschritts immer genauer definiert werden, kann eine größere Genauigkeit erreicht werden, d.h. Definition und Schätzung werden Top-down entwickelt.

Sobald die Einzelheiten festgelegt sind, können kleine Arbeitsabschnitte genauer geschätzt werden. Eine Schätzung von einzelnen Aktivitäten kann dann konsolidiert werden, um genauere Gesamtkosten und Zeitpläne zu entwickeln, d.h. Bottom-up.

Mit unterschiedlicher Anwendung im Top-down- und Bottom-up-Kontext gibt es vier grundlegende Schätzungsmethoden:

  • Parametrisch
  • Vergleichend (auch bekannt als gleichartig)
  • Analytisch
  • Subjektiv

Diese Begriffe schliessen sich nicht gegenseitig aus. So kann eine bestimmte Methode beispielsweise parametrische und subjektive Ansätze kombinieren; eine andere kann eine Kombination aus vergleichenden und analytischen Ansätzen sein. Die Schätzungsmethoden sind so vielfältig, wie die Bandbreite von Organisationen, die Projekte und Programme ausführen.

Welcher Ansatz oder welche Kombination von Ansätzen verwendet wird, hängt also vom Projekttyp und -komplexität und von der jeweiligen Lebenszyklusphase ab.

Zur Veranschaulichung von verschiedenen Ansätzen sei Ihnen anhand einer Versicherungssumme verdeutlicht. Diese kann variieren, je nachdem ob Ihr Haus nach einem Schadensfall wieder vollständig aufgebaut oder nur instandgesetzt werden muss.

  • Parametrisch
  • Der parametrische Ansatz wird im Allgemeinen von den Versicherungsgesellschaften gewählt, um Wiederaufbaukosten auf folgende Parameter abzuschätzen:
    • Anzahl der Schlafzimmer
    • Appartement/Wohnung/Haus/Maisonette/Villa
    • Freistehend/Doppelhaushälfte/Reihenhaus
    • Garage/Keine Garage o Anzahl der Stockwerke

  • Abhängig von den oben genannten Parametern würde eine Reihe von Formeln die Kosten für den Wiederaufbau ergeben. Dieses Beispiel eines parametrischen Ansatzes befindet sich sicherlich in einem frühen Stadium einer Top-down-Phase.

  • Gleichartig
  • Bei der gleichartigen (auch vergleichenden) Methode befragen Sie Leute, die kürzlich erst ein Haus gebaut haben, wie hoch deren Baukosten waren. Die Zahlen, die Ihnen genannt werden, müssen Sie anpassen, um die Unterschiede zwischen Ihrem Haus und denen der anderen zu berücksichtigen. Für diesen Vergleich benötigen Sie genauere Informationen darüber, inwiefern sich Ihr Haus von denen zum Vergleich herangezogenen Häusern unterscheidet, was Ihnen in der Top-down-Phase gänzlich unbekannt wäre.

  • Analytisch
  • Der analytische Ansatz bedeutet, dass die Baukosten von Grund auf berechnet werden, wie es ein Bauunternehmer macht, um mit einem vollständigen Satz von Plänen den Preis für ein Haus zu berechnen. Dieser ergibt sich aus den Materialmengen, Kalkulationszahlen von verschiedenem Gewerken und Mietkosten für Maschinen. Es handelt sich hierbei um einen Bottom-up-Prozess, der auf einem Produkt- oder Projektstrukturplan basiert.

  • Subjektiv
  • Nicht alle Projekte eignen sich zur physischen Messung der zu leistenden Arbeit. In vielen Fällen muss ein subjektiver Ansatz gewählt werden, der sich in der folgenden Frage äußert: "Wie lange wird es Ihrer Erfahrung nach dauern, diese Tätigkeit auszuführen, und was wird sie kosten?"

Schätzungen bilden die Grundlage für Absprachen bzw. Vereinbarungen zwischen den Stakeholdern. Ungenaue Schätzungen können eine Ursache für viele Konflikte sein. Wenn alles mit 100 %-iger Genauigkeit vorhergesagt werden könnte, gäbe es wohl kaum einen Bedarf für Projekt- und Programmmanagement, aber das ist wohl eindeutig in der Realität nicht der Fall.

Es wurden viele Ansätze für die Terminplanung entwickelt, um einer inhärenten Unsicherheit von Schätzungen zu begegnen. Monte-Carlo-, PERT- und die Methode des kritischen Pfades verwenden verschiedene Kombinationen aus statistischen und psychologischen Ansätzen, um pragmatischere Zeitpläne zu erstellen.

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29th July 2014Link to Italian translation added

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